Punk ist wie ne Religion
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S.Y.P.H. sind schon eine unglaubliche Band. Sie besteht seit über einem Vierteljahrhundert und darf wohl ohne Wenn und Aber zu den ersten deutschen Punkbands gezählt werden. Schnell zeigte sich aber, dass der Gruppe die Punk-Schublade zu eng wurde und so hörte man bald alle möglichen Klänge von NDW über Kraut-Rock bis hin zu purer Avantgarde und einem seltsam eigensinnigen Alternative-Rock. Ich muss gestehen, das ich bei weitem nicht alles von S.Y.P.H. gut finde, obwohl ich eigentlich so verschrobene Musik mag, aber ich bringe die Band halt immer mit „Zurück Zum Beton" und „Industriemädchen" in Verbindung und tue mich deshalb oft schwer mit anderen Aufnahmen, weil die Düsseldorfer nie wieder so eine direkte, frische Musik hinbekommen haben.
Diese LP enthält Aufnahmen aus den Jahren 1977
bis 1986, zeigt also die gesamte musikalische Bandbreite der Gruppe. Da
sind ganz frühe, soundtechnisch schwache, Lärmorgien, rockiges,
jazziges, krachiges, selten punkiges und so weiter. Und eben auch
ziemlich viel beliebiges und belangloses. Dadurch, dass die Aufnahmen
in rund zehn Jahren entstanden sind, klingt das natürlich nicht alles
wie aus einem Guss und wird wohl eher die ganz extremen Sam mler
ansprechen, die alles von S.Y.P.H. oder aus der frühen deutschen
Punk/NDW-Szene besitzen wollen. Für jemanden, der die Band erst noch
kennen lernen möchte, eignet sich diese Platte sicher nicht, da echte
Hits fehlen. Auch, wenn die Stücke selten und/oder unveröffentlicht
sind, so erweckt das Album doch eher den Eindruck, dass hier einfach
Resteverwertung betrieben wurde. Auch, wenn die Band echter Kult ist,
muss doch nicht jeder Furz, der im Proberaum aufgenommen wurde auch
veröffentlicht werden. Allerdings ist auf der B-Seite mit „Lebensgunst"
dann doch noch ein richtig gutes, dunkles Wavestück dabei, was den
Gesamteindruck etwas hebt. Die erste Vinyl-On-Demand-Veröffentlichung,
die mich nicht wirklich anspricht, aber zum einen ist das immer
Geschmackssache und zum anderen darf sich auch so ein engagiertes Label
mal einen Ausrutscher erlauben. (A.P.)