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Junge Welt (for M.B. and New Blockaders Viva Negativa)

http://www.jungewelt.de/2006/05-19/013.php

Kämpfer die nicht kämpfen

Musik für Adorno: „Vinyl on Demand" kümmert sich um Industrial-Klassiker und deren Fortschreibung

Die Industrial-Musiker waren böse, und zwar so richtig böse. Sie trieben ihren Spuk mit Serienmördern und kombinierten in ihrem Artwork Bilder von KZ-Opfern mit Pornomotiven. Gegen den sägenden Lärm und die provokanten Auftritte von Throbbing Gristle wirkten die Punks eher wie handzahme Tierchen aus dem Streichelzoo. Doch auch dieses destruktive Image war nur Fassade. In einem Sounds-Interview merkte der junge Diedrich Diederichsen an, daß er noch nie so höfliche und zurückhaltende Menschen wie die Musiker von Throbbing Gristle getroffen habe. Ihr kommender Werdegang sollte diese Aussage bekräftigen. Inzwischen hat sich Sänger Genesis P. Orridge einer Geschlechtsumwandlung unterzogen und die Band neu gegründet. In neueren Interviews fallen Sätze wie: »Wut spielt für uns heutzutage eine viel geringere Rolle als in den Siebzigern.« Die Musiker haben sich längst als waschechte Hippies geoutet.

In jenen Siebzigern, als die Industrial-Präsentation noch kein plumpes Spiel mit totalitärer Ästhetik war, sondern den Versuch unternahm, den totalitären Kern der westlichen Industriestaaten offenzulegen, machte auch der italienische Musiker Maurizio Bianchi von sich reden. Viel ist über Bianchi nicht bekannt, sein Englisch soll sehr schlecht gewesen sein, weshalb er nie als Wortführer der Szene auftrat. Zwischen 1979 und 1984 nahm Bianchi mehr als zwanzig Tapes und Platten auf, die zum Dunkelsten und Suggestivsten gehören, was die Industrial-Bewegung je hervorgebracht hat.

Ausgestattet mit Plattenspieler und Tonbandgerät bestehen die langen Nummern meist aus bohrenden Loops, die sich so bedrohlich wie nahende Fliegerstaffeln anhören. Bianchi, der seine Tapes unter dem Kürzel MB oft nur in einer Auflage von dreißig Exemplaren veröffentlichte, galt schon deshalb schnell als Legende, weil die meisten seine Musik nur vom Hörensagen kannten. Ein dummer Scherz von Whitehouse-Musiker William Bennett brachte ihn allerdings in Verruf: 1981 veröffentliche Bennett ohne Bianchis Wissen dessen Musik unter dem Namen »Leibstandarte SS« und unterlegte die Sounds unter anderem mit Hitler-Reden. Verweise auf die Nazis und den Holocaust hatte es in der Musik von MB von Anfang an gegeben, eine seiner düstersten Veröffentlichungen trug den Titel »Symphony For A Genocide«, doch die Musik sperrte sich gegenüber jeglicher affirmativen Lesart. Im Gegensatz zu dem plakativen Schund, den Bennett aus der Musik von Bianchi machte – bis heute hat Bianchi untersagt, »Leibstandarte SS« je wieder aufzulegen, was sie unter gewissen Fans um so mehr zu Kult werden läßt –, sind die apokalyptischen Sounds von MB stets aus der Opferperspektive gestaltet worden. Im besten Fall läßt sich beim frühen Industrial sogar von der ersten ernstzunehmenden Musik nach Auschwitz sprechen, die im Sinne Adornos mit jeglicher Versöhnung gebrochen hat und Musik nur noch negativ als Unmögliches im Angesicht des Massenmordes betrachten kann. All das klingt auf den Tapes von MB durch, die das »Vinyl on Demand«-Label nun in einer Fünf-LP-Box wieder zugänglich gemacht hat. Hier ist »Hör mit Schmerzen«, ein altes Postulat der Einstürzenden Neubauten, im Sinne eines unmißverständlichen Statements eingelöst worden.

Als so unmißverständlich haben allerdings doch nicht alle Industrial rezipiert. In ihrem Buch »Ästhetische Mobilmachung« (Unrast Verlag, 2002) haben Andreas Speit und Christian Dornbusch aufgezeigt, wie der ursprünglich antibürgerliche Gestus der Bewegung in faschistoide Ästhetik umschlug: Ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre entstanden diverse Industrial-Gruppen, die ihre Tabubrüche nicht mehr in einen kritischen Diskurs stellten.Wenn sie sich auf Vorbilder wie Throbbing Gristle oder MB beriefen, wurde verschwiegen, daß die Nazithematik ursprünglich als Warnung vor dem autoritären Charakter unserer Gesellschaft eingesetzt wurde.

Daß es auch anders geht und das Erbe von Industrial nicht notgedrungen an Stiefelfetischisten verloren ist, die auf der Bühne Mussolini-Reden durchs Megaphon brüllen, haben jede Menge Musiker seit den 1980ern bewiesen, die Industrial im Kontext von elektronischer Musik oder freier Improvisation fortgeschrieben haben, ohne dessen historisch allemal nur schwer wiederholbare Brachial-ästhetik zu übernehmen. Zu ihnen zählen unter anderem Jim O'Rourke, Achim Wollscheid, Oren Ambarchi von Sun 0))), Scanner und Jason Kahn. All diesen Künstlern ist gemeinsam, daß sie sich selbst nicht mehr als Industrial-Musiker bezeichnen würden, sehr wohl aber um die enorme musikgeschichtliche Bedeutung der Bewegung wissen, die eben nicht nur auf Rammstein und Nine Inch Nails, sondern auch auf Detroit Techno und die Abstrakt-Elektronik von Labels wie »Mego« oder »Mille Plateux« nachgewirkt hat. Und all diesen Künstlern ist gemeinsam, daß sie sich an einem gerade erschienenen Projekt von »Vinyl on Demand« beteiligt haben, dessen Umfang selbst die Bianchi-Box übertrifft: Auf gleich zwei Vier-LP-Boxen interpretieren sie gemeinsam mit Genreklassikern wie Merzbow Stücke von The New Blockaders, einer britischen Indu­strial-Band, in deren Manifest von 1982 zu lesen war: »We are the fighters who do not fight, We are the creators who destroy« (Wir sind die Kämpfer, die nicht kämpfen, wir sind die Erschaffer, die zerstören). Weil die totale Zerstörung am Ende nur redundanter Lärm wäre, geht es bei dieser Hommage erstaunlich vielseitig zur Sache, zwar nie harmonisch, aber doch voller Nuancen, die noch einmal alle Facetten experimenteller Elektronik beleuchten. Das Projekt »Viva Negativa! A Tribute to The New Blockaders« macht deutlich, wie stark die politische Ausrichtung jeglicher Musik von der Kontextualisierung abhängig ist, erst recht, wenn es sich um eine mit Ambivalenzen spielende Bewegung wie Industrial handelt. Doch nicht immer ist es hilfreich, um jeden Kontext zu wissen. Daß Maurizio Bianchi inzwischen als Bischof für die Zeugen Jehovas aktiv ist, verdirbt einem eher den Glauben daran, seiner Musik könne etwas Aufklärerisches anhaften

English Translation:

Fighters that are not fighting

Music for Adorno: „Vinyl-on-Demand“ is taking care of Industrial-classics and their forward-projection.

The industrial-muscicians have been mean, very mean. They have hastled their spook with serial-killers und combined their artwork with pictures of holocaust-victims and porno-motives. Against the sewing noise and their provocative performances of Throbbing Gritsle, the punks appealed more like gentle animals from a caress-zoo. But also this desctructive image has only been a facade. In a Sounds-Interview, Diedrich Diederichsen remarked that he had never meet such civilized and reserved (shy) musicians as „Throbbing Gristle“. Their upcoming career should confirm this remark. Meanwhile Genesis P Orridge has had a sex-reversal (surgery) and the band was newly founded. In newer interviews they comment: „Anger plays a less important role than in the 70’s. The musicians have come out of the closet as real „Hippies“.

In those 70’s, when the insdustrial-presentations had been not only an awkward game with a totalitarian aesthetic but an attempt taken to reveal the totalitarian essence of the western industrial countries, the italian musician Maurizio Binachi came into talk. It is not much known about Maurizio Bianchi, his english was supposed to be very bad. That’s why he never had been a spokesman of the scene. Between 79-84 he had recorded more than 20 Tapes and records which account for the darkest and suggestive which the industrial-scene had to bear for.

 

Equiped with a record-player and tape-recorder those long tracks exist of drilling loops which sound threatening and as an apporaching relay of fighter-planes. Bianchi whohad released his Tapes under the intitials MB and many times in editions of only 30 copies, had quickly become a legend because most people only knew his music from narrations. A stupid hoax of Whitehouse musician William Bennett cought him into dicredit. In 1981 William Bennett released an Lp of Maurizio Binachi’s music under the name „Leibesstandarte SS MB“ and put Hitler-speeches under the music of Maurizio Bianchi. References to Nazis and the Holocaust had been part of MB’s music, one of his darkest releases was titled „Symphonie for a Genocide“, but from the beginning, the music was blocked for assertive reading. In contrast to the bolding trash that William Bennett had made out of the music of Maurizio Bianchi – up till now, Maurizio Bianchi has refused to reissue „Leibesstandarte SS“, which has led to even more cultism under certain fans – those apocalyptic sounds of MB had always been made from the perspective of a victim. At best, you can talk about the first msuic to be takn seriously after Auschwitz, which, in sense of Adorno, has broken with every conciliation and that music can only be viewed as negative and something impossible confronted with the genocide and mass-murder. All this sounds on the tapes of Maurizio Bianchi which are now accessable on the label Vinyl-on-Demand as a 5-Lp-Box-Set. Here, „Listen with Pain“ an old Postulate of the Einstürzende Neubauten has been converted in an unmistakable way.

Not all people have understood Industrial so unmistakably. In theri book „Asthetic Mobilization“(Unrast publishing, 2002), Andreas Speit and Christian Dornbusch had shown, how the anti-civil gesture of the movement has turned to faschistoid aestetic. In the second half of the 80’s several industrial-bands had developed that haven’t taken their breakiung of taboos into a sensorious discourse. When referred to role-models such as Throbbing Gristle or MB, they concealed, that the nazi-aestehtics had originally been taken as a warning against an authoritarian character of our society.

That it is possible to not necesserily loose the heritage of Industrial to some boot-fetishists that yell Mussolini-speeches on stages thorugh a megaphon has been proven by many musicians since the 80’s, artists that have developed industrial in the context of electronic music or free improvisation without adpting the historically hard to repeat brachial aesthetics. To those do count Jim O Rourke, Achim Wohlscheid, Oren Abachi of Sun O))), Scanner or Jason Kahn. All those musicians have a common ground, they are not viewing themselves as industrial-musicians but for sure know about the tremendous music-historical significance of the movement that had impact not only on bands like Rammstein or Nine Inch Nails but also on Detroit-Techno and the „Abstract-Electronic“ of labels such as Mego or „Mille Plateaux“. And all those artists is in common that they all have contributed to a just released project on „Vinyl on Demand“ which exceeds even the complexity of the Bianchi-Box:

On two times 4-Lp-Box-Sets those artists paraphrase (interpret) togehter with genre-veterans (classics) as Merzbow pieces of the New Blockaders, a british industrial-band, in which manifest you could read in 1982. „We are the fighters who do not fight, We are the creators who destroy“.

While the total destruction would only end up being redundant noise, this hommage is astonishing miscellaneaously brought to the point, never in a harmonic way, but full of nuances showing and  lightening all facettes of experimental electronic.

The Project „Viva Negativa! A Tribute to the New Blockaders“ makes clear, how strong the political direction of any music is dependent on the contextualization, more than ever, if it is a genre like Industrial, playing with ambivalene.

Volcanic Tongue (for Evidences Vol.1)

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Punk ist wie ne Religion (Evidences Vo.1)

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