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Junge Welt

August 2005

Feuilleton Autor: Martin Büsser 26.08.2005 Billiger als Ebay Pop heißt nicht unbedingt populär: Das Label »Vinyl On Demand« macht Perlen des Achtziger-Underground neu zugänglich Die Retro-Maschine stampft und klappert ohne Unterlaß. Stolz bespiegelt sich Deutschland in der alten, damals neuen Welle, die von den Pop-Nationalisten inzwischen als Urquell musikalischer Identitätsfindung gefeiert wird. Wer heute auf dem deutschen Musikmarkt Erfolg haben will, muß nur Nena und Ideal vermengen und mit ein wenig neudeutscher Unbesorgtheit aufpeppen.

Dank Jürgen Teipels Dokubuch »Verschwende deine Jugend« haben sogar weniger kommerziell orientierte Bands wie S.Y.P.H. und die Fehlfarben vom Nostalgieschub profitiert in der Rezeption vielfach auf ein »Hauptsache deutsch« verkürzt . Doch die nachträgliche Vereinnahmung, die das seinerzeit schon medial konstruierte Gespinst NDW heute im Sinne einer Emanzipation vom angloamerikanischen Popmarkt erfährt, hat auch ihre Grenzen: Nostalgieshows auf RTL mit Gastauftritten von P 16 D 4 oder Die Tödliche Doris bleiben weiterhin undenkbar. Sperrig, ätzend, haßerfüllt Als Punk und New Wave Ende der 1970er auch die BRD erreicht hatten, entstanden Hunderte von Bands, deren Musik zu sperrig und deren Haltung gegenüber dem eigenen Land zu ätzend, ja haßerfüllt war, als daß diese Klänge je in den popkulturellen Kanon der deutschen Wertarbeit Einzug finden könnten.

Die Rede ist von Bands, die viel zu sehr von US-amerikanischen und britischen Vorbildern wie Devo oder Throbbing Gristle inspiriert waren, als daß es ihnen um die Etablierung einer nationalen Pop-Hegemonie gegangen wäre. Zumal sich ihre Musik kaum als Pop im Sinne von populär bezeichnen läßt. Und weil sie nie Ambitionen hatten, wie Trio oder Nena bei Dieter Thomas Heck zu landen, wurde fast ausschließlich auf Kassette veröffentlicht. Die Kassetten wiederum kursierten international, bis in die USA und nach Japan. Im Mittelpunkt stand Kommunikation, die Ausbildung eines weltweiten Netzwerkes von Gleichgesinnten, nämlich Unzufriedenen, mittels Lärmerzeugung. Es gibt nur wenige Menschen, die sich noch um dieses Erbe kümmern. Denn Geld läßt sich damit keines machen. Eine Ausnahme ist Frank Maier aus Friedrichshafen am Bodensee. Ihm geht es nicht um Geld, denn er ist Fan, der den klassischen Werdegang vom manischen Plattensammler zum Labelbetreiber durchlief. Auf »Vinyl On Demand« macht er die seinerzeit nur auf Kassetten oder streng limitieren Singles veröffentlichte, heute unter Sammlern sündhaft teuer gehandelte Musik neu zugänglich, und zwar ausschließlich auf Vinyl, dem Tonträger, der seiner Meinung nach auch dann noch existieren wird, wenn wir nicht mehr wissen, wie Kassetten oder CDs überhaupt ausgesehen haben. Alleine in diesem Jahr hat er schon fast ein Dutzend Neuerscheinungen veröffentlicht. Semibekanntes wie S.Y.P.H., Die Tödliche Doris und Kosmonautentraum findet sich neben Ausgrabungen wie Hermann Kopp, Non Toxique Lost und Das synthetische Mischgewebe. Von der radikal experimentellen Mainzer Band P 16 D 4, deren dilettantische Antimusik sich irgendwo zwischen Fluxus und Industrial positionierte, ist diese Tage sogar eine 3-LP-Box erschienen. Das kauft keiner? Von wegen.
Die zwischen 300 und 500 Exemplaren schwankenden Auflagen sind innerhalb weniger Tage vergriffen. Ein eigens von »Vinyl On Demand« initiierter Club ermöglicht es Fans, Exemplare vorzubestellen oder die ganze Reihe zu subskribieren. Im Gegensatz zum »Bertelsmann Buchclub« weiß das Mitglied zumindest, daß hier Qualität garantiert ist sofern man denn geneigt ist, Obskures mit Qualität gleichzusetzen.

Showband vom Arbeitsamt

Zu den Höhepunkten des 2005er Outputs zählen neben der P 16 D 4-Box (die mit dem schrägsten Flötensolo aller Zeiten aufwartet) die »Early Recordings«-LP der Berliner Band Sprung aus den Wolken und »Welten«, ein Projekt der Tödlichen Doris. Für diese Aufnahmen von 1984 hatte sich Die Tödliche Doris vom Arbeitsamt eine Showband vermitteln lassen. Die Doris konfrontierte diese mit ihren eigenen Kompositionen, aufgenommen auf Kassettenrekordern mit technischen Defekten. Zu diesem schrägen Gerumpel sollte das Evergreen-Ensemble nun, wie es in den Liner Notes heißt, »passende Musik live aus ihrem Repertoire« spielen. Und so prallen hier tatsächlich zwei Welten aufeinander, akustisch, aber wohl auch weltanschaulich. Es wäre jedoch falsch, der Tödlichen Doris exploitative Absichten zu unterstellen: Hier ging es nicht darum, die Unterhaltungsmusiker bloßzustellen oder sie gegen das eigene, vermeintlich hochwertigere avantgardistische Gerumpel auszuspielen. Vielmehr sollte demonstriert werden, wie vielfältig die Musik ist, die auf unserem Planeten jeden Tag gleichzeitig erklingt und doch selten gleichzeitig in einem Raum hörbar ist. Um den Erhalt dieser Vielfalt geht es auch Frank Maier. Die Behauptung, daß seine Kleinstauflagen elitär seien, wäre ungerecht. Hätte diese Musik tatsächlich einen Markt, wären die Auflagen auch höher. So aber erreichen die »Vinyl On Demand«-Veröffentlichungen fast ausschließlich in die Jahre gekommene Sammler und Kenner und verfehlen damit ihr eigentliches Ziel: Diese Musik wollte einmal alle dazu anstacheln, selbst Musik zu machen. Es ging um kreative Selbstaneignung der Mittel. Nicht darum, Produkte zu hinterlassen, deren Originale bei Ebay im dreistelligen Bereich gehandelt werden.

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http://www.thesoundprojector.com/2007/02/14/vinyl-about-cassettes/

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